Saarbrücker Lehrer schreiben Brandbrief wegen Gewalt, Drogen und Angst: Eine Schule ruft um Hilfe!

Gemeinschaftsschule Bruchwiese in Saarbrücken

350 Schüler gehen auf die Gemeinschaftsschule Bruchwiese in Saarbrücken. „Wir stellen seit einigen Monaten eine Zunahme von Respektlosigkeit, Aggressivität und Ignoranz gegenüber dem Lehrpersonal fest“, schreiben die Lehrer

Foto: Dirk Guldner - guldner.de
Von: Von N. BIEWALD und S. MEYER

Saarbrücken – Pöbelnde und betrunkene Schüler, die Lehrer bedrohen und sich sogar im Sekretariat übergeben. Außerdem beleidigte und bedrohte Lehrerinnen, die Angst haben zu unterrichten.

Nach massiven Gewaltvorfällen schlug die Gesamtschule Bruchwiese in Saarbrücken Alarm – und rief im Sommer in einem schockierenden Brandbrief um Hilfe!

„Der Brief ist auf Wunsch des Kollegiums verfasst und an den Bildungsminister und die Ministerpräsidentin geschickt worden“, sagt Schulleiterin Pia Götten.

Ein Auszug aus dem Brandbrief, den die Lehrer ans Ministerium schickten

Ein Auszug aus dem Brandbrief, den die Lehrer ans Ministerium schickten

Foto: Privat

BILD dokumentiert den unfassbaren Alltag

► Lehrer werden als „Cracknutte“, „Hurensohn“, „Wichser“ und „Bock“ beschimpft. „Die Größe der Geschlechtsteile wird in die Beschimpfungen miteinbezogen“, heißt es in dem Brief. „Viele Kolleginnen haben Angst, bestimmte Schüler zu unterrichten.“

► Ein Schüler trat eine Tür auf, brach so einem Mädchen die Nase.

„Durch aggressives Pausenverhalten wurde (...) einem Schüler der Arm gebrochen.“

► „Zur Zeit der Abfassung des Briefs musste nach einer Prügelei unter Schülern der 8. Klasse die Polizei gerufen werden.“

► In zwei Monaten setzten Schüler dreimal Messer ein. „Einer Schülerin wurde hierbei das Messer an den Hals gedrückt.“

► „Ein Klassenbuch wurde vor wenigen Tagen durch Schüler verbrannt.“

Eine Mutter rastete aus, weil sie mit einem Beschluss der Schulkonferenz nicht einverstanden war. Sie zerschlug einen Bilderrahmen, drohte der Direktorin.

► „Arbeitsverweigerung, Drogenkonsum und Müdigkeit treten bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Schülern vermehrt auf.“

► „Ebenso werden frauenverachtende Bedrohungen ausgesprochen.“

► „Mittlerweile müssen wir bei pädagogischen Maßnahmen immer unseren Eigenschutz im Auge behalten.“

Die Schule wünscht sich auch weiterhin Unterstützung

Die Schule wünscht sich auch weiterhin Unterstützung

Foto: Dirk Guldner - guldner.de

Für die Probleme machen die Lehrer die Inklusion (Integration jedes Schülers, egal wo er herkommt, egal was er spricht, egal wie er sich verhält) verantwortlich: Der Anteil der Kinder und Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft sei auf 86 Prozent gestiegen. Hinzu kämen zahlreiche Schüler mit Förderbedarf in der geistigen Entwicklung und Beeinträchtigungen im sonderpädagogischen Bereich.

Schulleiterin Götten zu BILD: „Nach dem Brief wurden uns mehr Lehrerstunden zugewiesen und wir konnten teilweise Stunden doppelt mit Lehrern besetzen. Wir würden uns dennoch noch mehr Unterstützung wünschen.“

Andreas Sánchez Haselberger (48), Vize-Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Saarland: „Die Schule ist leider kein Einzelfall. Neben weiteren Gemeinschaftsschulen haben auch Grundschulen Brandbriefe geschrieben.“   

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