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Anschlag auf Gasthof

„Militante Offensive“: Antifa spionierte Leipziger Lokal aus

So schlimm sah es nach dem Anschlag im Gasthof aus. Inzwischen hat das Lokal wieder geöffnet.

So schlimm sah es nach dem Anschlag im Gasthof aus. Inzwischen hat das Lokal wieder geöffnet.

Leipzig. Nach dem linksextremistischen Anschlag auf den Gasthof „Zur Ratte“ in der Erikenstraße in Hartmannsdorf-Knautnaundorf scheint klar: Die Täter haben das Lokal offenbar gründlich ausspioniert. „Einen Tag bevor es passiert ist, hat jemand bei mir angerufen, weil er Bilder bei uns machen wollte“, berichtete Wirt Uwe Schneider gegenüber der LVZ. „Er war dann auch hier und hat alles fotografiert – angeblich wollte man den regelmäßigen Tagungsort des Ortschaftsrates zeigen.“

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Es war nur ein Vorwand: In der Nacht zum 9. November, unmittelbar vor dem Kreisparteitag der Leipziger AfD, verwüsteten Unbekannte das Lokal, zerschlugen mehrere Fensterscheiben zu Restaurant und Vereinszimmer, verteilten auf rund 100 Quadratmetern Teerfarbe, zerstörten sämtliche Möbel und den Fußboden. Schneider, der den Gasthof seit 1998 mit seiner Frau betreibt, beziffert den Schaden auf etwa 55.000 Euro. Rund sechs Wochen habe er die Gaststätte schließen müssen, seit Weihnachten ist wieder geöffnet.

Sachsenweit 13 Übergriffe seit März

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Künstler wollen dem Wirts-Ehepaar, dessen Restaurant von linksextremen Gewalttätern zerstört wurde, helfen. Ein geplantes Benefizkonzert wird jedoch zum Politikum. Schlagerstar Hans-Jürgen Beyer hat seine Zusage zurückgezogen. „Ich habe Angst“, erklärte er.

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Mittlerweile hat das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) beim sächsischen Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungen übernommen, wie LKA-Sprecherin Kathlen Zink am Freitag auf LVZ-Anfrage mitteilte. Schon kurz nach dem Anschlag waren die Behörden von einem politischen Hintergrund ausgegangen. Auf dem linken Szeneportal Indymedia wurde der Anschlag als „kämpferischer Beitrag für ein aktives Gedenken an die Verbrechen des Faschismus“ gefeiert. Seit 2016 fänden in der Gaststätte Veranstaltungen der AfD statt. Aus Sicht der Antifa stehe das Lokal damit „knietief im rechten Sumpf“, die Inhaber seien „Überzeugungstäter“.

Der Anschlag reiht sich ein in eine ganze Serie ähnlicher Angriffe, für die es im Internet mittlerweile eine eigene Kampagnen-Plattform gibt: „Militante Offensive gegen die AfD“. Allein seit März sind dort sachsenweit 13 Übergriffe erfasst.

„Solche Leute gehören eingesperrt“

Die anonymen Betreiber fürchten, dass die AfD bei den Landtagswahlen 2019 als stärkste oder zweitstärkste Partei in den Landtag einzieht. „Machen wir es der AfD, ihren Mitgliedern, Wählern und auch Sympathisanten in den Monaten bis zur Landtagswahl 2019 in Sachsen so unangenehm und teuer wie möglich“, heißt es in einem Aufruf. „Nur so werden wir es schaffen, dass sie sich aus dem öffentlichen Raum wieder zurückziehen müssen. Dabei geht es auch um offene Militanz, Outings oder vielfältige kreative Aktionen. Diese Formen von Widerstand können dabei helfen die Rassisten der AfD aus der Deckung zu holen und anzugreifen. Das Ziel unseres militanten, antifaschistischen Kampfes ist es, die Faschisten in unserer Nachbarschaft zu bekämpfen und zurückzudrängen.“

Nicht umsonst wollen die Linksextremisten den Wirt und seine Familie auch persönlich treffen. „Interesse besteht auf jeden Fall auch an den Adressen des Ehepaars Schneider“, postete ein Indymedia-Nutzer unter dem Benutzernamen „antifa“.

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Für Uwe Schneider sind die Täter hinter dem Anschlag schlicht Kriminelle. „Solche Leute gehören eingesperrt“, sagt er. Es könne nicht sein, dass man derart massiven Angriffen zum Opfer fällt, nur weil man einer bestimmten Gruppe oder Partei einen Saal vermietet.

Kameras und Alarmanlagen zur Sicherheit

Auch die CDU und Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf seien schon in seinem Lokal gewesen. „Diese Täter, die so etwas machen, denken auch noch, sie tun etwas Gutes. Sie sind verblendet und haben keinerlei Unrechtsbewusstsein, weil alles unter dem Motto ,Kampf gegen rechts’ läuft.“

Der Wirt hat inzwischen überall Alarmanlagen und Kameras installiert. „Anders geht es leider nicht mehr.“

Von Frank Döring

LVZ

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